Von Jim Lobe

Afghanische Frauen tragen Ernte nach Hause. MuzafarAli/ UN Photos
WASHINGTON (IPS) – Das Ziel der Geschlechtergleichheit wird laut einer Umfrage des Pew Research Center´s Global Attitudes Project (GAP) in fast allen Ländern unterstützt.
Die Umfrage, die im April und Mai 2010 in 22 der bevölkerungs- und einflussreichsten Ländern durchgeführt wurde, fand auch heraus, dass in allen Ländern – meistens überwältigende – Mehrheiten der Befragten die Vorstellung unterstützen, dass Frauen fähig sein sollten, einer Erwerbsarbeit außerhalb des Hauses nachzugehen.
Dennoch bleibt die Annahme vor allem in armen oder vorwiegend muslimischen Ländern weit verbreitet, dass Männer in Lohnarbeit und Bildung bevorzugt werden und werden sollten.
Mit Ausnahme von Pakistan, Ägypten und Jordanien sind starke Mehrheiten zwischen 60 und 92 Prozent der Befragten in allen Ländern der Meinung, dass eine Ehe, in der beide Partner sich Beruf und Familienarbeit teilen, befriedigender ist als ein traditionelles Arrangement mit einer starken Arbeitsteilung zwischen Gatte und Gattin.
Die Umfrage stellte aber auch substantielle Unterschiede zwischen Männern und Frauen fest, sowohl in den Antworten auf diese Fragen als auch in der realen Verwirklichung dieses Ideals von Geschlechtergleichheit in den jeweiligen Ländern.
Mehrheiten in den reicheren und in einigen Entwicklungsländern waren der Meinung, dass Männer generell ein „besseres Leben“ haben als Frauen. Nur in zwei Ländern, in Japan und Südkorea, waren knapp 50 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Frauen ein besseres Leben erleben. In 13 der 22 Länder antworteten 10 bis 27 Prozent mehr Frauen als Männer, dass Männer in ihren Ländern besser leben.
Bereits vor 15 Jahren hatte die UN-Frauenkonferenz in Peking ihre Aktionsplattform verabschiedet, in der es heißt, dass „geteilte Macht und Verantwortung zwischen Frauen und Männern im Haus, auf dem Arbeitsplatz und in den nationalen und internationalen Gemeinschaften etabliert werden soll.“ Die Umfrage, die auch von der Zeitung International Herald Tribune unterstützt wurde, sollte testen, wie weit diese Vorstellungen weltweit akzeptiert werden.
Dabei wurde rund 24.000 Personen eine Serie von Fragen über Geschlechterbeziehungen vorgelegt, die gleichzeitig Teil einer weit größeren Umfrage von GAP über andere Themen waren – von US-Präsident Barack Obama über Chinas globalen Einfluss bis zur Klimaerwärmung. Zusätzlich zu Pakistan, Ägypten, Jordanien, Südkorea und Japan umfasste die Umfrage auch Indien, Indonesien und China in Asien; Brasilien, Argentinien, Mexiko und USA in Amerika; Kenia und Nigeria im südlichen Afrika; die Türkei und Libanon im Nahen Osten; Spanien, England, Frankreich, Deutschland, Polen und Russland in Europa.
In Indien, China und Pakistan machten die städtischen Bewohner eine wesentlich höheren Prozentsatz der Befragten aus als in den anderen 19 Ländern, in denen die Umfrage einen repräsentativeren Ausschnitt der nationalen Bevölkerung erfasste.
Auf die Frage, ob Frauen dieselben Rechte haben sollten wie Männer, antworteten überwältigende Mehrheiten von 85 bis 99 Prozent der Befragten in den USA, Europa, Lateinamerika, der Türkei, Libanon und den meisten Ländern Asiens mit Ja.
Nur in sechs Ländern war die Unterstützung für Gleichheit geringer als 85 Prozent: in Pakistan (wo 79 Prozent gleiche Rechte befürworteten), Kenia (73 Prozent), Indonesien (64 Prozent), Jordanien (61 Prozent), Ägypten (60 Prozent) und Nigeria (45 Prozent).
In allen sechs Ländern fand die Umfrage jedoch große Unterschiede in den Antworten von Männern und Frauen heraus – die größten in Ägypten, wo 76 Prozent der Frauen gleiche Rechte unterstützten, aber nur 45 Prozent der Männer. In Nigeria, dem einzigen Land, in dem eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten beiderlei Geschlechts die Vorstellung der Geschlechtergleichheit zurückwiesen, unterstützte eine Mehrheit von Frauen (56 Prozent) die Idee.
Trotz des starken Konsens für gleiche Rechte in 21 der 22 Länder sagten starke Mehrheiten von 60 Prozent und mehr in 14 von 22 Ländern aus, dass in ihren Nationen mehr getan werden müsse, um Gleichheit zu erreichen. Dies war der Fall in den USA, den vier europäischen, drei lateinamerikanischen und zwei afrikanischen Ländern, in der Türkei, Japan, Pakistan und Südkorea. Im Kontrast dazu befanden Mehrheiten in Jordanien, China, Indien und Indonesien, dass die größten Änderungen in ihren Ländern bereits stattgefunden hätten.
Mehrheiten in allen 22 Ländern zwischen 58 Prozent (Jordanien) und 97 Prozent (USA, Westeuropa und China) sind der Meinung, dass Frauen in der Lage sein sollten, außerhalb des Hauses zu arbeiten. Wurde jedoch gefragt, ob Männer in schwierigen ökonomischen Zeiten prioritär Jobs erhalten sollten, waren außerhalb von USA und Westeuropa viele Befragte einverstanden. Das Einverständnis war in Indien am höchsten (84 Prozent), dicht gefolgt von Pakistan (82 Prozent). Ungefähr drei von vier Befragten in Nigeria, Ägypten, Indonesien und China stimmten ebenfalls der Meinung zu, dass Männer bevorzugt werden sollten.
Wie bei anderen Fragen, so war auch hier der Unterschied zwischen den Geschlechtern ziemlich groß. Während 91 Prozent der männlichen Befragten in Ägypten sagten, dass Männer während Krisenzeiten eine Präferenz haben sollten, waren nur 58 Prozent der Frauen dieser Meinung; in Russland betrug der Unterschied 59 zu 38 Prozent und in Jordanien 77 zu 57 Prozent.
Bemerkenswerterweise waren in Japan 48 Prozent der Frauen der Ansicht, dass Frauen bevorzugt werden sollten, damit einverstanden waren aber nur 33 Prozent der Männer.
Starke Mehrheiten in 18 der 22 Länder waren nicht einverstanden mit dem Satz, dass eine universitäre Ausbildung für Jungen wichtiger sei als für Mädchen. Dieser Dissens war besonders intensiv im Libanon (97 Prozent) und in Spanien (93 Prozent).
Auf der anderen Seite war eine solide Mehrheit in Indien (63 Prozent) und ungefähr die Hälfte der Befragten in Pakistan (51 Prozent), Ägypten (50 Prozent) und China (48 Prozent) einverstanden mit der Behauptung, dass eine universitäre Ausbildung für Jungen wichtiger sei als für Mädchen. Beachtliche Minderheiten in Jordanien (44 Prozent) und mehr als ein Drittel der Befragten in Japan, Polen und Nigeria unterstützten diese Ansicht.
Allerdings gab es signifikante Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Beantwortung dieser Frage, vor allem in vorwiegend muslimischen Ländern. Der größte Unterschied – 25 Prozentpunkte – wurde in Ägypten und Jordanien vorgefunden.
In 19 der 22 Länder bevorzugten Mehrheiten zwischen 56 Prozent (Indonesien) bis mehr als 90 Prozent (Libanon, Spanien und Frankreich) Ehen, in denen beide Partner die Verantwortung für Erwerbs- und Familienarbeit teilen.
Auch fast 50 Prozent der Befragten in Ägypten und Jordanien bevorzugten mehr egalitäre Ehen, aber fast vier von fünf Befragten in Pakistan sagten aus, sie würde einen mehr traditionelle Ehe bevorzugen.
Bemerkenswerterweise ist die Unterstützung für mehr egalitäre Ehen in den USA und England (71 Prozent) sogar geringer als in ärmeren Ländern einschließlich Russland (74 Prozent), Türkei (72 Prozent), China (78 Prozent), Brasilien (84 Prozent), Mexiko (76 Prozent) und Kenia (81 Prozent).
Da dieselbe Frage schon 2002 gestellt wurde, lässt sich feststellen, dass der Wunsch nach mehr egalitären Ehen in 7 von 11 Ländern gestiegen ist – zwischen 5 und 9 Prozentpunkten in den fünf europäischen Ländern und Mexiko, um 10 Prozentpunkte in Jordanien, 13 in the USA und enorme 28 Prozentpunkte im Libanon.
Während derselben Zeit ist aber auch die Unterstützung für mehr traditionelle Ehen in drei Ländern gestiegen – in China von 12 auf 21 Prozent; in Pakistan von 63 auf 79 Prozent und in Nigeria von 21 auf 38 Prozent.
(Inter Press Service vom 1.7.2010)